Ein Gastbeitrag von Jessika Fichtel
Normalerweise blogge ich nicht über die große weite Welt, sondern meine Wahl-Heimatstadt Erfurt. Umso glücklicher bin ich, dass mir Julia die Möglichkeit geboten hat, meine Eindrücke in Form von einem Gastbeitrag für julietravels.de zu verarbeiten… jessitravels sozusagen 😉
Mich hat es vor kurzem gemeinsam mit Freunden in die britische Metropole London gelockt. Was ich dort alles erlebt habe, möchte ich euch in Form von 5 x 3 Tipps verraten – denn herkömmliche London-Reiseberichte gibt es ja zuhauf im Netz 😀 Also, los geht’s mit den krassen Insider-Tipps! Ich hoffe, du bist hinterher very amused.
Verkehr
In einer Metropole wie London ist es nicht verwunderlich, dass auf den Straßen einiges los ist. Hier musst du nicht nur als Autofahrer, sondern auch als Fußgänger höllisch aufpassen und auf einiges vorbereitet sein. Die Spielregeln sind nämlich zum Teil etwas anders als in Deutschland – und das liegt nicht nur am Links-Verkehr.
Tipp #1: Leg dich nie mit einem Londoner an
Die Londoner sind extrem nette und zuvorkommende Menschen – doch im Straßenverkehr hört die Freundschaft auf. Hier wird gehupt und gepöbelt, was das Zeug hält. Ich habe sogar live miterlebt, wie ein Mann auf einem Roller einem Mann in einem LKW mit einem Baseballschläger gedroht hat, nur weil ihm dieser die Vorfahrt genommen hat. Daher lautet die Devise im Londoner Straßenverkehr stets: Augen auf.
Tipp #2: Rote Ampeln
Touristen in London werden nicht nur anhand der Fotoapparate und des miesen Englisch entlarvt. Auch das Stehenbleiben an roten Ampeln ist ein eindeutiges Indiz dafür, dass du nicht aus dieser Stadt kommst. Ich möchte dir an dieser Stelle natürlich nicht raten, die Verkehrsregeln zu missachten und bei Rot über die Ampel zu gehen. Wenn du es trotzdem tust, dann hilft dir aber vielleicht dieser (von mir erprobte) Tipp: Gehe immer nur in großen Gruppen über die Straße und halte dich dabei möglichst mittig auf. Die Gefahr, direkt von einem Auto über den Haufen gefahren zu werden, minimiert sich dadurch wenigstens ein bisschen. Wenn dir das immer noch zu heikel ist, dann bleibt dir nur eines übrig: Abwarten (und Tee trinken), die Londoner Fußgänger-Ampeln sind nämlich ziemlich lang rot.
Tipp #3: Look right/left
Wenn es um den Straßenverkehr in London geht, führt natürlich kein Weg um das Linksfahrgebot herum. Für mich war es schon etwas Besonderes, zu sehen, wie die Autos, LKW, Busse und Roller auf der linken Seite fahren. Gleichzeitig war es aber auch ziemlich irritierend, weil man an jeder Kreuzung überlegen musste, aus welcher Richtung die Autos denn nun kommen. Damit es nicht ständig zu Kollisionen zwischen (ausländischen) Fußgängern und Fahrzeugen kommt, haben pfiffige Menschen Beschriftungen auf die Straßen gesprüht, die dir sagen, ob du nach rechts oder links schauen musst. Mir hat es außerdem geholfen, auf meinen inneren Impuls zu hören. Ich habe mir überlegt, wohin ich in Deutschland schauen würde – und habe dann einfach in die entgegengesetzte Richtung geguckt. Hat sehr gut funktioniert 🙂
Foto-Spots
Es widerstrebt mir ein bisschen, die folgende Kategorie als „Geheimtipps“ zu bezeichnen. Sicherlich sind die Orte, die ich dir im Folgenden vorstelle, den meisten London-Fans bekannt und längst keine Insider mehr. Für mich behalten sie diesen Status jedoch, da ich sie vor meinem London-Besuch noch nicht kannte. Wenn auch du nicht nur Big Ben, Westminster Abbey und Buckingham Palace zu deinen Fotomotiven machen willst, sondern auf der Suche nach neuen Inspirationen bist, solltest du jetzt aufmerksam weiterlesen 🙂
Tipp #1: Tunnel bei Waterloo Station
Diesen Hotspot habe ich ziemlich spontan mit meinen Freunden entdeckt, als wir gerade von einem wahren Touristen-Mekka gekommen sind. Auf dem Weg vom London Eye zur Waterloo Underground-Station kamen wir an einem Tunnel vorbei, den ich erst als alles andere als vertrauenswürdig eingestuft habe. Alleine wäre ich dort niemals durchgelaufen, doch als Gruppe gaben wir uns einen Ruck – schließlich gehören auch die weniger glanzvollen Ecken zu einer Stadt. Das „hässliche Entlein“ entpuppte sich dann jedoch ziemlich schnell als „schöner Streetart-Schwan“. Der Tunnel war nämlich über und über mit Graffiti verziert. Doch nicht die hastig dahin gesprayten Schmierereien, die jeder von uns kennt, sondern wahre Kunstwerke! Die Kamera glühte.
Tipp #2: Neal’s Yard
Erst vor kurzem hat die liebe Julia hier auf ihrem Blog darüber geschrieben, wie man Instagram für seine Reise(-planung) verwenden kann. Ihre Impulse haben mir so gut gefallen, dass ich es direkt einmal ausprobiert habe. Bei meiner #visitlondon-Suche bin ich über ein ziemlich farbenfrohes Foto gestoßen. Es handelte sich dabei um Neal’s Yard, einen versteckten Hinterhof zwischen Shorts Gardens und Monmouth Street, der zu diesen nicht mehr ganz so geheimen Geheimtipps gehört. Die großen Massen haben den Hof noch nicht für sich entdeckt, aber hier allein zu sein, ist auch nahezu unmöglich. Egal ob Insider oder nicht – ich habe mich riesig gefreut, als ich meine Instagram-Entdeckung live sehen konnte. Der Hof ist herrlich bunt und eine echte Augenweide. Am Abend sorgen hier Lichterketten für eine romantische Atmosphäre.
Tipp #3: London Riviera
Wer sagt eigentlich, dass es in London immer regnet? Ich habe es sogar geschafft, mir einen fetten Sonnenbrand zu holen – und konnte den Blick auf die Tower Bridge unter Palmen und bei einem kühlen Drink genießen. Glaubst du nicht? Dann solltest du bei deinem London-Besuch unbedingt beim London Riviera vorbeischauen, einer Art Strandbar direkt an der Themse. Die Bar erreichst du am besten, wenn du über die Tower Bridge gehst und dann nach rechts abbiegst. Folge der Promenade und du wirst dein Ziel nicht verfehlen.
Camden Market
„London ist für seine vielen Märkte bekannt“ – Keinen anderen Satz habe ich vor meiner Reise in die britische Metropole so oft gehört (beziehungsweise gelesen) wie diesen. Natürlich hat er seine Wirkung nicht verfehlt. Ich wurde neugierig und wollte wissen, was das Besondere an den Markets ist. Um das herauszufinden, habe ich mich auf den Weg zu Camden Market gemacht – den größten und bekanntesten Markt Londons, der aus mehreren kleinen Märkten besteht und teils überdacht und teils unter freiem Himmel ist. Nach meinem Besuch kann ich die folgenden drei Tipps an dich weitergeben.
Tipp #1: Früh hingehen
Camden Market hat von Montag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Ich entschied mich gemeinsam mit meinen Mitreisenden dazu, gleich früh hinzugehen, da für den Nachmittag schlechtes Wetter angesagt war. Wie sich herausstellen sollte, war dies eine der besten Entscheidungen des ganzen Urlaubs. Hatte ich schon erwähnt, dass Camden Market verdammt berühmt ist und extrem viele Touristen anzieht? Es war absolut erstaunlich. Am Vormittag konnten wir uns noch mehr oder weniger frei bewegen, doch pünktlich zur Mittagszeit brach eine Flut aus Menschen über uns herein. Nicht nur der Markt an sich, sondern das gesamte Viertel war total überfüllt. Für mich war klar: Bloß weg hier, denn große Menschenmengen auf engem Raum kann ich gar nicht leiden.
Tipp #2: Hungrig hingehen
Auf dem Camden Market kriegt ihr Kleidung, Schmuck, Deko, jede Menge Schnulli – und obermegasuperleckeres Streetfood. Mein nächster Tipp lautet daher: Gehe unbedingt mit leerem Magen dort hin, denn du wirst gar nicht wissen, was du zuerst probieren willst! Ich habe leider den Fehler gemacht, mir vor dem Markt ein traditionell britisches Frühstück zu gönnen (mehr dazu bei den Gastro-Tipps) und war dementsprechend pappsatt. Trotzdem habe ich es mir nicht nehmen lassen, die mexikanischen Burritos zu kosten, die sich mein Freund geholt hatte. Mmmhh..!!!
Tipp #3: Zu „Cyberdog“ gehen
Das Tolle an pulsierenden Großstädten ist doch, dass man nie weiß, was einen an der nächsten Ecke erwartet. Das gilt auch für Camden Market. Obwohl ich dachte, auf alles vorbereitet gewesen zu sein, hat es dieser Ort geschafft mich zu überraschen – und wie! Verlässt man den Hauptmarkt und folgt einer kleinen Nebengasse, wird man irgendwann von lauter Techno-Musik angezogen. Wenn du diese hörst, weißt du, dass „Cyberdog“ nicht mehr weit entfernt ist. Der Laden ist das Verrückteste, was ich je gesehen habe. So verrückt, dass ich es nicht einmal in Worte fassen kann. Das Geschäft bietet alles, was das Techno-Herz höher schlagen lässt (wenn ich es mal platt formuliere). Von den silbernen Plateauschuhen über Neon-Minikleider bis hin zum spacigen Accessoire – hier gibt es alles (und noch mehr). Garniert wird das Ganze mit wummernder Musik, krassen Licht-Effekten und ziemlich schrägem Verkaufspersonal. Muss man gesehen haben. P.S. Fotografieren und filmen ist im „Cyberdog“ eigentlich verboten. Ich hab’s trotzdem gemacht 😉
Gastro
Reisen ohne kulinarische Genüsse? Unvorstellbar, oder? Deswegen dürfen in meinem London-Guide natürlich auch ein paar Gastro-Tipps nicht fehlen. Eines vorweg: Wer gerade auf Diät ist und an seinem Beachbody arbeitet, sollte nicht unbedingt nach Großbritannien reisen. Das mit dem gesunden Essen haben die Insel-Europäer (noch) nicht so wirklich raus.
Tipp #1: The Ice Wharf
Das Frühstück, das ich bei The Ice Wharf genossen habe, habe ich weiter oben schon einmal kurz erwähnt. Das Restaurant befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Camden Market (auf der anderen Seite des Kanals) und erhält von mir eine mega-fette Empfehlung. Obwohl es sich in einer Touristen-Hochburg befindet, bekommst du hier superleckeres und supergünstiges Essen. Mein Freund und ich haben für 2x englisches Frühstück (mit Bohnen, Würstchen, Spiegelei, Pilzen, Tomate, Röstis und Toast) und zwei Kaffee (die wir beliebig oft nachfüllen konnten) gerade einmal 15 Pfund (also knapp 20 Euro) bezahlt! Dazu gab es noch einen herrlichen Blick auf den Kanal mit seinen Booten und das Treiben auf dem Markt. So muss Urlaub sein!
Tipp #2: Byron Burger
Gleich an unserem ersten Abend ist uns ein wahrer Glücksgriff in Sachen Essen gelungen. Ganz in der Nähe unseres Hotels befand sich ein Burger-Lokal mit dem Namen Byron Burger. Hier gibt es die klassische Fastfood-Spezialität in vielen verschiedenen Varianten, leckere „Sides“, also Pommes, Onion Rings usw. und eine ziemlich tolle Bier-Auswahl (die auch für süße Geschmäcker einiges bereithält). Geht es noch englischer? Zusatz-Tipp: Du kannst dem Kellner sagen, in welchem „Zustand“ du dein Fleisch haben willst. Vor allem die Jungs in unserer Truppe haben sehr vom „medium rare“ geschwärmt, wofür es von mir (#TeamWellDone) einen zusätzlichen Pluspunkt gibt.
Tipp #3: O’Neill’s Pub
Habe ich gerade gefragt, ob es in puncto Essen noch englischer als im Byron Burger geht? Ja, aber natürlich! Nämlich in den Pubs der Stadt. Okay, zugegeben, der den wir uns rausgesucht haben, war ein traditioneller Irish Pub, nämlich der O’Neill’s Pub auf der Euston Road – aber für mich Greenhorn auch very british. Ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass wir hier den absoluten Endgegner in Sachen Gastro gefunden haben. Es gab Fleisch mit Fleisch und dazu… Fleisch und zwei Runden Guiness. Wer also mal so richtig eskalieren will… hier bist du an der richtigen Adresse!
Umsonst
London ist ein teures Pflaster, heißt es immer wieder. Das stimmt, wer sehr am Geld hängt, wird hier häufig frustriert sein. Ich freue mich deswegen aber auch umso mehr, euch an dieser Stelle drei wirklich tolle Tipps für Sparfüchse präsentieren zu können. Es gibt nämlich tatsächlich Orte in London, an denen du das Portemonnaie nicht zücken musst – und damit meine ich nicht die Parks!
Tipp #1: Museen
Als ich in die National Gallery gegangen bin, war ich zugegebenermaßen ganz schön verdutzt, als mir klar wurde, dass der Besuch keinen Eintritt kostet. Auch viele andere Museen in London verzichten auf Eintrittsgelder und stellen ihr Wissen für die breite Masse bereit. Ich finde diesen Ansatz wirklich unglaublich toll, wird uns doch hier in Deutschland immer wieder vor Augen geführt, dass Bildung durchaus auch etwas mit sozialem Stand zu tun hat.
Tipp #2: Kirchen
20 Pfund Eintritt in Westminster Abbey und 18 Pfund in St. Paul’s – Wer die großen Kirchen von London besichtigen will, muss tief in die Tasche greifen… normalerweise. Ich verrate dir hier, wie (und vor allem wann) du kostenlos in die Gotteshäuser kommst. Ehrlich gesagt finde ich es nämlich etwas suspekt, Geld (vor allem so viel Geld!) zu zahlen, um in eine Kirche zu gehen.
Westminster Abbey haben wir an einem Freitagnachmittag um 17 Uhr besucht. Wir wussten, dass zu diesem Zeitpunkt „Service“, also Gottesdienst, ist. Obwohl wir auch mit unserem London Pass kostenfrei reingekommen wären, haben wir uns für die Andacht entschieden – und wurden nicht enttäuscht. Der katholische Gottesdienst dauerte knapp eine Stunde und wurde von einem wundervollen Chor begleitet. Ich habe schon viele Kirchen, Kathedralen und Dome besucht – aber noch keine auf diese Weise erlebt.
Bei St. Paul’s Cathedral hatten wir großes Glück. Das imposante Gotteshaus kann jeden Sonntag (mit Einschränkungen) kostenlos besichtigt werden.
Tipp #3: The „Walkie Talkie“
Den letzten heißen Tipp konnte ich leider nicht selbst testen. Ich habe aber von zwei unabhängigen Quellen gehört, dass das „Walkie Talkie„, ein sehr prägnanten Hochhausbau in der Fenchurch Street, eine tolle Aussichtsplattform hat – die werktags kostenlos erklommen werden kann. Oben erwartet dich übrigens nicht nur eine tolle Aussicht, sondern auch ein üppiger Sky Garden. Wirklich schade, dass ich das nicht selbst sehen konnte. Aber was nicht ist, kann ja bekanntlich noch werden 😉
Fazit
London ist eine Metropole, die du nach einem Besuch noch lange nicht abhaken kannst. Ich habe ziemlich schnell gemerkt, dass diese Stadt die vielseitigste ist, in der ich je war. Darum steht für mich auch fest, dass mein erster London-Besuch definitiv nicht der letzte gewesen sein wird. Es gibt noch so viel, was ich hier sehen und erleben möchte. Es ist absolut unmöglich, alles in nur einem Trip zu packen und der Stadt dann für immer den Rücken zu kehren. Das machen allein schon die Füße nicht mit. Diese haben mir nämlich nach vier Tagen kreuz und quer durch die Straßen Londons laufen ganz schön wehgetan 😉
Fotos: © Jessika Fichtel, www.feels-like-erfurt.de
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