Portrait von Michael Dane. Er steht auf einer Schaufel gelehnt in seinem Garten in Tiefengruben zwischen Sträuchern und Büschen.

Willkommen Welt im Weimarer Land. Michael Dane aus Tiefengruben

Zur Fußball-Europameisterschaft 2024 richten sich in Thüringen alle Blicke auf Blankenhain:
Die deutsche Nationalelf hat ihr Trainingslager im Spa & GolfResort Weimarer Land abgehalten und auch die englische Nationalmannschaft war während ihres Aufenthalts zur EM 2024 zu Gast. Willkommen Welt im Weimarer Land!

Eine besondere Gelegenheit, den Blick auch auf die Menschen zu richten, die die Region mit ihrer Leidenschaft und ihrem Engagement bereichern:

Michael Dane stammt ursprünglich aus England. Seit 1982 arbeitet er weltweit als Garten- und Landschaftsarchitekt – hat jedoch im Weimarer Land sein zu Hause gefunden.

Wir haben uns gemeinsam mit dem Weimarer Land Tourismus in seinem Garten in Tiefengruben getroffen. Was hat ihn nach Thüringen gezogen?

Michael Dane – von England ins Weimarer Land

Als wir Michael in Tiefengruben treffen, ist es gerade Mittagszeit und er lädt uns zum Essen ein. Aus dem Ofen holt er ein dampfendes Blech mit gebackenem Gemüse, dazu gibt es Hummus. Das Gemüse stammt aus seinem eigenen Garten. Seit seinem Umzug in das Rundlingsdorf vor drei Jahren ist er Selbstversorger. In diesem Garten baut er auch seine Stauden an, die er samstags verkauft. Die Einnahmen daraus fließen direkt zurück in den Garten-Dane und sein Team.

„Ich mache den Pflanzenverkauf am Samstag und freitags und samstags kochen und sitzen wir gemeinsam mit den Helfern, die hier arbeiten.“

In dieser heimeligen Stimmung sprechen wir über seinen Lebensweg und seine Leidenschaft, während draußen beständig der Regen auf die Holzterrasse plätschert.

Wir fangen mal ganz von vorne an: Woher stammst du, Michael?

„Ich bin in Derby geboren, eine Grafschaft in Nord-England. Dort bin ich aufgewachsen, habe in Manchester studiert. Seit 1982 bin ich unterwegs und habe in vielen anderen Ländern gelebt und gearbeitet.

Manchmal fahre ich zurück, aber eigentlich bin ich kein Engländer mehr. Ich habe noch den englischen Akzent und den Humor, wahrscheinlich auch das englische Wesen in mir. Mittlerweile habe ich aber auch die deutsche Staatsbürgerschaft.“

Und wie bist du nach Deutschland und ins Weimarer Land gekommen?

„Ich habe immer für deutsche Firmen im Ausland gearbeitet. Viele Jahre auch in arabischen Ländern, meine Basis hatte ich aber immer in Deutschland. Eine Zeit lang habe ich auch mit meiner damaligen Frau in Kanada gelebt – bis die Wende kam. Wir haben die Wiedervereinigung Deutschlands in Toronto im Fernsehen gesehen.

Nach der Wende sind wir wieder gekommen, ich habe mein Büro in Weimar gegründet und hatte eine Niederlassung in Bad Berka. Ich bin Garten- und Denkmalpfleger und wir arbeiten viel in historischen Parks und Landschaften. Und Thüringen ist ein Traum!

Meine ersten Projekte waren die Kurparks in Bad Berka und Bad Sulza. Später habe ich auch am Park von Schloss Friedenstein in Gotha, Schloss Reinhardsbrunn in Friedrichroda oder Schloss Belvedere in Weimar mitgewirkt. Auch der Petersberg in Erfurt war ein großes Projekt.“

Was genau sind deine Aufgaben bei euren Aufträgen?

„Es ist eigentlich ein Spiel zwischen Geschichte und Zukunft. Du versuchst einen historischen Raum nach dem damaligen Geist wieder herzustellen. Aber die zukünftigen Funktionen müssen mit eingeplant werden.

Ich bin Städte- und Landschaftsarchitekt. Und es ist meine Aufgaben, die Interessenskonflikte mit dem historischen Kontext zu klären.“

Ein Landschaftsgärtner und seine Liebe zur Geschichte und Natur

Wieso habt ihr eine Außenstelle in Bad Berka gegründet?

„Weil mein erster Auftrag der Kurpark in Bad Berka war. Und damals hatte ich auch die ersten Berührungen mit Tiefengruben.

Ich bin Geobotaniker, einheimische Pflanzen sind meine Leidenschaft. Thüringen ist pflanzlich-geobotanisch gesehen der Mittelpunkt Europas. Alle Pflanzen Europas kommen in Thüringen zusammen. Es ist fantastisch wie beeindruckend Thüringen aus Sicht der Pflanzen ist! Auf dem Tannroder Sattel, 200 Meter von hier, fängt Sandstein an, und wir sitzen hier auf Kalk. Diese Übergänge zwischen Kalk- und Sandstein sind floristisch absolut phänomenal!“

Ist das der Grund, weshalb du hierhergezogen bist?

„Ich war vorher in Nermsdorf, ein Sackgassendorf bei Buttelstedt. Dort führte ich eine Begegnungsstätte mit Seminaren. Es hieß „Gartenkultur an der Via Regia“ und es war meine Aufgaben, die Menschen für Gartenkultur zu sensibilisieren und gleichzeitig die Geschichte der Via Regia im ländlichen Thüringen aufzubereiten. Ich bin ein großer Freund von historischen Handelswegen. Und Nersmdorf sitzt auf der Kreuzung, zwischen der Via Regia und der Kupferstraße. Dort hat übrigens auch Napoleon übernachtet!

Das habe ich 12 Jahre lang gemacht, bis Corona kam. Dann musste ich alle Kurse absagen und habe das Grundstück verkauft und bin hierher nach Tiefengruben gezogen.“

Was ist deine Vision für diesen neuen Garten?

„Es ist noch eine Übergangslösung, ich bin noch nicht ganz klar, was ich hiermit langfristig machen werde. Aktuell habe ich hier meine Staudenzucht und in Weimar mein Büro mit zwölf Mitarbeitern.

Mein Beruf ist sehr breit gefächert und ich habe ein paar spezielle Themen. Eines sind Planzen aus dem Tropen- und Mittelmeerraum, ich züchte viele Pflanzen und Stauden, zum Beispiel für Gartenschauen.

Und ich brauche das einfach für meine Freizeit, ich habe kein Fernsehen. Genauso der Gemüseanbau. Das ist etwas Großes. Es gibt immer wieder Dinge im Leben, die groß und wichtig sind. Und es ist eine riesen Portion Idealismus, der hier zu finden ist.“

Das vielfältige Leben im Weimarer Land

Was ist es für ein Lebensgefühl, hier zu leben?

„Mein Büro ist in Weimar und ich liebe Weimar! Dort gibt es ein besseres Kulturleben als in Toronto! Ich kann aber rein physisch mit den Stauden und den Tieren nicht in der Stadt leben, ich muss aufs Land. Und ich bin ein Romantiker, das spielt eine wichtige Rolle. Ich liebe die Schönheit.

Und die Schönheit ist gerade hier im mittleren Ilmtal einfach unglaublich! Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich und sehr lebendig. Und ich brauche Dinge mit Inhalt. Da ich von Beruf Botaniker bin, bin ich sehr verbunden mit der Pflanzenwelt dieser Gegend. Das macht etwas aus. Ich mache auch botanische Führungen und was ich hier erlebe, in der Pflanzenwelt, ist gigantisch!

Und du kannst hier auch durch historische Landschaften gehen. Ich habe ein großes Wissen zwischen dem Mitteldeutschen Großadel und England und das versuche ich auch Menschen beizubringen. Auch in Parks und Gärten, wie in Reinhardsbrunn biete ich Führungen an.“

Haben Sie einen Lieblingsort im Weimarer Land?

„Ja, Tiefengruben! Weil es unter Denkmalschutz steht und eine große Portion Ursprünglichkeit hat. Ich kann nur empfehlen, das Dorf von oben anzuschauen. Als Runddorf und auch wegen der Dächer. Diese haben durchgehend dieselbe Farbe. Das sieht wunderschön aus. Tiefengruben ist ein Traum und die Leute sind ziemlich fantastisch hier. Ich bin sehr mit den Menschen verbunden. Es sind besondere Menschen und zum Glück gibt es ein Funkloch hier.

Ich habe große Freude daran, dass ich als Engländer hier angekommen bin. Und mit meinen zwei Kindern hatte ich den größten und schönsten Lebensabschnitt hier.“

Event-Tipp: Obstmarkt Tiefengruben

Jährlich am dritten Samstag im Oktober ist das kleine Dorf Tiefengruben im Weimarer Land prall gefüllt – mit Menschen, frischem Obst und Gemüse, Nüssen und Blumen. Darüber der Duft von Leckereien nach alten Rezepten. Und abgerundet wird der beliebte Markt von einem kulturellen Programm.

Mehr Informationen zum Obstmarkt Tiefengruben im Oktober

Willkommen Welt im Weimarer Land

Unsere Interview-Reihe mit Thüringer Sportlerinnen und Sportlern sowie „Machern“, die das Weimarer Land als ihr zu Hause gewählt haben:


Fotos: Matthias Eckert Fotografie

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